Digitale Rückverfolgbarkeit ist DIE Lösung zur Gewährleistung nachhaltiger Lieferketten für Fisch und Meeresfrüchte

08. Juni 2022
Harmonisierte Datenstandards und digitaler Datenaustausch zwischen allen Partnern der Lieferkette

Verbraucherinnen und Verbraucher achten zunehmend auf die Umweltauswirkungen ihrer Kaufentscheidungen und wollen eine nachhaltige Auswahl hinsichtlich sicherer und gesunder Lebensmittel treffen. Die Rückverfolgbarkeit eines Produkts liefert Informationen über alle Abschnitte der Lieferkette, etwa wie, wo und von wem es hergestellt, verarbeitet, transportiert, gelagert, vertrieben und eingekauft wurde.

Digitale Rückverfolgbarkeit

Ganz allgemein ist die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln ein wichtiger Aspekt der Gesundheitsvorsorge, um wirksam gegen verunreinigte, verdorbene oder krankmachende Produkte vorzugehen und um Lebensmittelverluste und -verschwendung zu verringern.

Dies erfordert die Erfassung präziser, über verschiedene Stufen der Lieferkette hinweg aufgezeichneter Daten, die nachverfolgt, abgerufen und leicht zugänglich gemacht werden können. Unternehmen setzen dabei auf unterschiedliche Rückverfolgbarkeitslösungen sowohl in Papier- als auch in elektronischer und digitaler Form. Standardisierte, digitalisierte und harmonisierte Systeme, die eine Interoperabilität über verschiedene Stufen der Lieferketten hinweg ermöglichen, erhöhen die Transparenz und den öffentlichen Zugang zu Daten.

Die Umsetzung von Vorschriften zur Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette von Fisch, Aquakultur und Meeresfrüchten ist in der EU wie auch in vielen anderen Ländern gesetzlich geregelt. Zusätzlich zu den allgemeinen Vorschriften zur Rückverfolgbarkeit im Rahmen der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 – Allgemeines Lebensmittelrecht schreibt die Fischerei-Kontrollverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1224/2009) vor, dass der Öffentlichkeit weitere spezifische Informationen zur Verfügung gestellt werden müssen, wie z. B. ein detailliertes Fischereilogbuch, das die Identifikationsnummer und den Namen des Fischereifahrzeugs, den Artencode, das Datum des Fangs, die Menge, das Datum des Auslaufens aus dem und des Einlaufens in den Hafen, die Art des verwendeten Fanggeräts, das FAO-Fanggebiet, das Herkunftsgewässer für in Süßwasser gefangenen Fisch und die Handelsbezeichnung enthält.

Der Komplexität dieser Datenströme gerecht zu werden, erfordert effiziente, sichere und genaue Rückverfolgbarkeitsanforderungen. Digitale interoperable Systeme liefern solch präzise und zuverlässige Daten. In der Praxis werden die meisten Daten in Fischereibetrieben auf Papier aufgezeichnet und nicht entlang der Kette weitergegeben. Ungenaue und lückenhafte Daten sowie nicht gemeldete, unkontrollierte und sogar illegale Fischfänge mit nicht und/oder falsch gekennzeichneten Produkten können die Folge sein. Zudem ist der Datenzugriff in Echtzeit unmöglich.

Als einer der größten Fischhändler Europas ist sich METRO seiner Verantwortung bewusst und setzt sich gezielt für die nachhaltige Beschaffung von Waren ein. Mit unserer digitalen Rückverfolgbarkeitslösung PRO TRACE sorgen wir für Transparenz und fördern die Sicherung der Fischbestände für die Zukunft, auch im Kampf gegen illegale Fischerei. PRO TRACE liefert chargenbezogene Informationen, basiert auf harmonisierten GS1-Standards und ist nicht nur auf Fisch und Meeresfrüchte anwendbar.

Derzeit wird die EU-Fischerei-Kontrollverordnung überarbeitet und zwischen der Europäischen Kommission, dem Rat der EU und dem Europäischen Parlament verhandelt. Um nachhaltige Fischereierzeugnisse und Fischereimanagementsysteme zu gewährleisten und zur Sicherstellung einer transparenten Lieferkette fordern wir alle beteiligten Akteure auf, auf digitale Verfahren der Rückverfolgbarkeit zu setzen.

Hier (nur auf Englisch verfügbar) können Sie die von Einzel- und Großhändlern sowie den Global Dialogue on Seafood Traceability (GDST) Mitgliedern unterzeichnete Erklärung zu diesem Thema lesen.

Die Überarbeitung der Fischereikontrollverordnung ist eine einmalige Gelegenheit, sowohl Behörden als auch Verbraucherinnen und Verbrauchern zuverlässige Informationen zur Verfügung zu stellen. Im Hinblick auf mögliche Lösungen für kleine Händler, die ihre Abläufe nicht sofort digitalisieren können, sehen die Unterzeichner der Erklärung in der Entwicklung der Branche großes Potenzial für verbessertes Risikomanagement und andere Effizienzsteigerungen. Mit der richtigen regulatorischen Herangehensweise können wir alle Herausforderungen bewältigen und die positiven Auswirkungen erzielen, die der Sektor braucht.

Fischtransport

© megakunstfoto

Die GDST-Standards haben bereits seit ihrer Einführung im Jahr 2020 eine große Veränderung für die Fischerei bewirkt. Seit dem 01. Oktober wurde die GDST von einer rein informellen Plattform, die zuvor von zwei NGOs unterstützt wurde, in eine juristische Person, die als unabhängige Organisation agiert, umstrukturiert. Die neue GDST arbeitet weiter daran, Geschäftspraktiken und Regierungsrichtlinien zu unterstützen, um eine digitale, interoperable, zuverlässige und erschwingliche Rückverfolgbarkeit von Meeresfrüchten und Fischen für alle Akteure entlang der Lieferkette zu etablieren. Daher ruft die GDST wichtige Interessengruppen auf, sich der Organisation anzuschließen und sich mit Partnern und Regierungen auszutauschen, um bei zukünftigen Richtlinien und Umsetzungen informiert und engagiert zu sein.