Auslandsinvestitionen als Wachstumsmotor für die Wirtschaft
08. Dezember 2022Studienergebnisse und Beispiel METRO
Seit den 1960er-Jahren erleben wir weltweit zunehmende Integration und verflochtene Handelswege. Diese Entwicklung hat sich in Europa nach dem Zusammenbruch des Kommunismus weiter verstärkt: Die Liberalisierung der Märkte und die Erleichterung des Waren- und Dienstleistungsverkehrs befeuerten Handel und Investitionen über Ländergrenzen hinweg.
Der EU-Binnenmarkt ist ein außergewöhnliches Beispiel dafür, wie Handel Wirtschaftswachstum und Wohlstand angekurbelt hat. Wir alle genießen tagtäglich seine Vorteile – von der Reisefreiheit, den unzähligen Arbeits- und Studienmöglichkeiten und der großen Produktauswahl bis hin zum zollfreien Zugang zu 27 nationalen Märkten, niedrigeren Produktionskosten und einem großen Kundenstamm für Unternehmen.
Die deutsche Wirtschaft, und damit auch METRO, haben von der Marktöffnung Osteuropas und der damit einhergehenden europäischen Integration besonders profitiert. Mit seinen Marken METRO und MAKRO trat METRO als eines der ersten internationalen Unternehmen in den osteuropäischen Markt ein und eröffnete 1994 seine ersten Märkte in Ungarn und Polen.
Um zu untersuchen, wie sich ausländische Direktinvestitionen im Gegenzug auf das Wirtschaftswachstum in dieser Region ausgewirkt haben, hat METRO eine Studie unterstützt, die vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft in Auftrag gegeben und vom Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche durchgeführt wurde. Untersucht wurden die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen ausländischer Direktinvestitionen in 17 Volkswirtschaften Mittel-, Ost- und Südosteuropas (CESEE), mit besonderem Augenmerk auf Investitionen aus Deutschland und Österreich.
Die Ergebnisse zeigen, dass ausländische Direktinvestitionen maßgeblich zu Wirtschaftswachstum und Beschäftigung in der CESEE Region beigetragen haben. Gleichzeitig haben sie auch einen Beitrag zum Abbau von Armut und sozialer Ungleichheit geleistet. Die seit der Öffnung Osteuropas eingeleiteten Maßnahmen zum Einwerben ausländischer Direktinvestitionen haben sich demnach als effizient erwiesen und zahlreiche internationale Akteure in die entsprechenden Märkte gebracht. Es ist eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Diese Politik muss gerade jetzt, vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und Verschiebungen in internationalen Lieferketten, weiterverfolgt werden.
Denn auch 30 Jahre nach seiner Errichtung ist der EU-Binnenmarkt alles andere als vollendet. Die Covid-19 Pandemie sowie die jüngsten geopolitischen Krisen haben jedoch deutlich gezeigt, dass ein starker Binnenmarkt unerlässlich ist, um widerstandsfähiger zu werden und um diese Krisen zu meistern.
Welche Auswirkungen hatten ausländische Investitionen auf Wirtschaft und Gesellschaft?
In den vergangenen drei Jahrzehnten verzeichneten die Volkswirtschaften Mittel-, Ost- und Südosteuropas besonders starke Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen: Während weltweit rund 2,5 % des globalen BIP an ausländischen Direktinvestitionen flossen, waren diese in den CESEE-Ländern im Durchschnitt fast doppelt so hoch (4,4 % des BIP). Die Regierungen der Region hatten zunehmend Regelungen erlassen, die ausländische Direktinvestitionen begünstigten, um ihre Länder zu attraktiven Investitionszielen zu machen. Viele internationale Unternehmen entschieden sich daraufhin für den Eintritt in diese neuen, schnell wachsenden Märkte.
Der Zustrom dieser ausländischen Direktinvestitionen hat sich im Allgemeinen positiv auf das Wirtschaftswachstum in Mittel-,Ost- und Südosteuropa ausgewirkt. Besonders ausgeprägt war der positive Effekt bei deutschen und österreichischen Direktinvestitionen. So zeigen die Ergebnisse der Studie, dass das BIP-Wachstum im Zusammenhang mit deutschen und österreichischen Direktinvestitionen fünfmal höher ausfiel als das Wachstum im Zusammenhang mit ausländischen Direktinvestitionen insgesamt.
Die positiven Auswirkungen deutscher und österreichischer Direktinvestitionen sind vor allem auf den höheren Verbrauch und steigende Exporte zurückzuführen. Dieser positive Effekt beruht wiederum auf der Reduzierung der Arbeitslosigkeit sowie höheren Löhnen. In den letzten drei Jahrzehnten ist die Arbeitslosigkeit in allen CESEE-Ländern bis auf zwei Ausnahmen (Kroatien und Serbien) gesunken. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass Investitionen aus allen Herkunftsländern und in allen Formen die Löhne in den CESEE erhöhen. Auch hier gilt dies insbesondere für Direktinvestitionen aus Deutschland und Österreich.
Die Studie untersuchte außerdem, wie sich ausländische Direktinvestitionen auf soziale Indikatoren wie Einkommensungleichheit und die nationale Armutsquote ausgewirkt haben. Die Ergebnisse belegen, dass ausländische Direktinvestitionen aus der EU-15, und hierbei auch insbesondere aus Deutschland und Österreich, sowohl Einkommensungleichheit als auch Armut gesenkt haben. Ausländische Direktinvestitionen kamen somit insbesondere Menschen mit geringerem Einkommen zugute.
Die Ergebnisse verdeutlichen zudem, dass Investitionen im Dienstleistungssektor, der den Groß- und Einzelhandel sowie das verarbeitende Gewerbe, den Energiesektor und das Baugewerbe umfasst, stärkere Auswirkungen auf das BIP hatten als Investitionen in anderen Wirtschaftssektoren.
METRO in Mittel-, Ost- und Südosteuropa
Nach Polen und Ungarn expandierte METRO in insgesamt acht MOE-Länder und hat bis heute fast 20.000 Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Zu den in der Studie untersuchten METRO-Ländern gehören Tschechien, Ungarn, Polen, die Slowakei, Bulgarien, Kroatien, Rumänien und Serbien. In den vergangenen fünf Jahren hat METRO in diesen Ländern insgesamt 263 Millionen Euro investiert.
Dabei bedient METRO vor allem zwei gewerbliche Kundengruppen: Hotels, Restaurants und Caterer (HoReCa) sowie selbständige Händler. In zentral-, ost- und südosteuropäischen Ländern spielen letztere traditionell eine entscheidende Rolle in der Lebensmittelversorgungskette. In Rumänien etwa lebt fast die Hälfte der Bevölkerung in ländlichen Gegenden. Für viele Menschen dienen diese kleinen Händler vor Ort nicht nur als Einkaufsstätte, sondern auch als Treffpunkt und soziale Anlaufstelle.
Durch Investitionen in das Franchisesystem, etwa „Odido“ in Polen oder „La Doi Pasi“ in Rumänien, trägt METRO zum Erhalt traditioneller Läden bei und schafft einen Mehrwert für die dortigen Kommunen. Kleine Unternehmen sind aufgrund der knappen finanziellen Ressourcen und des starken Wettbewerbs in der modernen Einzelhandelswelt stärker gefährdet - hier kann METRO ein starker Partner sein.
Durch Investitionen in Modernisierung in Form von Digitalisierung und der Umgestaltung ihrer Geschäfte können sich kleine Händler professionalisieren, indem sie die Angebote von METRO für Händler nutzen. „Händler sind gesellschaftliche Botschafter. Wir helfen ihnen dabei, professioneller zu werden, ohne ihnen die Einzigartigkeit als Ort der Begegnung in ihren Kommunen zu nehmen“, sagt Daniel Quest, Senior Vice President Convenience bei METRO. „Unser Ziel ist es nicht, der einzige Lieferant kleiner unabhängiger Händler zu werden, sondern der Hauptlieferant zu sein. Wir betrachten die lokale Beschaffung neben Metro als einen wesentlichen Unterschied, den wir dann ergänzen, indem wir ihnen eine strukturierte Toolbox an die Hand geben, die sicherstellt, dass sie in der modernen Einzelhandelswelt wettbewerbsfähig sind.“
Mehr darüber, wie METRO unabhängige Händler unterstützt, lesen Sie hier.
Positiven Wandel weiter vorantreiben: Empfehlungen für politische Entscheidungsträger
Wie die Ergebnisse der Studie klar belegen, haben ausländische Direktinvestitionen in der Tat positive wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. Internationale Unternehmen wie METRO haben sich als wichtige Triebkräfte des Wirtschaftswachstums erwiesen, indem sie vor Ort reinvestieren, neue Arbeitsplätze schaffen und Ungleichheit verringern.
Jetzt gilt es, weiterhin die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Es darf nicht vergessen werden, dass ausländische Direktinvestitionen nicht allein durch wirtschaftliche, sondern vor allem auch durch politische Risiken gefährdet sind. Die jüngsten geopolitischen Spannungen und die damit verbundenen wirtschaftlichen Entwicklungen haben vor Augen geführt, dass die Vorzüge, die wir aus freiem Handel und Globalisierung schöpfen, nicht als selbstverständlich angesehen werden können.
Der EU-Binnenmarkt heute so wichtig ist wie nie zuvor. Während wir eine Krise nach der anderen bewältigen, ist ein reibungslos funktionierender gemeinsamer Markt der Schlüssel zu einer starken, zukunftssicheren Europäischen Union. Wir brauchen mehr, nicht weniger Europa.
Für Unternehmen wird es von entscheidender Bedeutung sein, die zahlreichen gegenwärtigen Krisen zu bewältigen und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den großen Wirtschaftsakteuren der Welt wie den USA und China zu sichern. Geopolitische Spannungen sollten jetzt nicht zu der Schlussfolgerung führen, dass Handel und Globalisierung per se die Ursache von Problemen sind.
Die Stärkung des Binnenmarktes sollte ganz oben auf der politischen Agenda stehen. Dafür sind die bereits bestehenden grundlegenden, aber erfolgreichen Instrumente unerlässlich: Harmonisierung und engere Zusammenarbeit.