Bereit für das Wintergeschäft
13. Oktober 2020Wie Politik aus Stadt und Land die Gastronomie jetzt unterstützen kann.
Die Gastronomie ist die wirtschaftlich mit am stärksten betroffene Branche der Corona-Krise. Nach einigen Monaten des Aufatmens, dank Terrassengeschäft, geht es nun auf den Winter zu. Das Geschäft verlagert sich in die Innenräume. Die zentralen Herausforderungen: Das höhere Infektionsrisiko verunsichert Gäste. Die Abstandsregelungen minimieren den Umsatz. Kein Wunder also, dass die Gastronomie mit Sorge auf die kalte Jahreszeit blickt und nach Lösungen sucht. Hier ist auf allen Ebenen auch die Politik gefragt – Stadt, Land, Bund. Anlässlich des METRO OWN BUSINESS DAY haben wir beide Parteien in Düsseldorf zusammengebracht.

Jeder zweite Dienstag im Oktober ist dem METRO OWN BUSINESS DAY gewidmet. Dieses Jahr fällt der von METRO ins Leben gerufene „Tag der Selbständigen Unternehmer“ auf den 13. Oktober. Und in keinem Jahr war der OWN BUSINESS DAY so wichtig wie in diesem Jahr der Corona-Krise, die insbesondere auch die Gastronomie und Hotellerie auch nach dem Lockdown im Frühjahr trifft und sich aktuell in Anbetracht steigender Fallzahlen wieder intensiviert. Klar ist: Das Gastgewerbe braucht weiterhin Unterstützung – nicht nur finanzieller Natur. Klare, verlässliche Regeln, Augenmaß bei den Regulierungen und flexible Lösungsansätze sind zentrale Faktoren, die die Branche unterstützen können.
Mit bei der Diskussion anlässlich des OWN BUSINESS DAY dabei war Kerstin Rapp-Schwan, Geschäftsführerin der Schwan Restaurants in Düsseldorf und Umgebung. Sie ist Unternehmerin geworden, weil sie lieber selbst gestaltet als Vorgaben zu befolgen. Doch damit hat sie zurzeit stark zu kämpfen, denn das Virus bringt einen ganzen Katalog voller Auflagen mit sich, den es zur Sicherheit der Gäste und deren Gesundheit zu befolgen gilt. Sie beklagt: „Von uns wird erwartet, dass wir lernen, dass wir unglaublich schnell lernen. Wir stehen einer Situation gegenüber wo von uns Gastronomen maximale Flexibilität verlangt wird.“. Rückblickend auf den Restart der Gastronomie, unterstützt von METRO im Rahmen der Initiative #restartGastro, Mitte Mai in NRW erinnert sie sich wie hektisch es zuging: „Vor unserer Wiedereröffnung hatten wir 48 Stunden Zeit, wenn wir so langsam lernen würden wie die Politik, wären wir schon pleite." Nun stehe der Winter vor der Tür – und es mangelt wieder an Klarheit.
Christoph Dammermann, Staatssekretär des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen teilt die Sorgen von Frau Rapp-Schwan. Ihm sei klar, dass Unternehmer lieber Rechnungen als Förderanträge schreiben. Und genau darauf sollte das Hauptaugenmerk der Politik liegen: Dass die Geschäfte auch unter Corona-Bedingungen laufen. Dazu brauche es auch Mut zu innovativen Lösungen.
Eine davon ist der Raumluftreiniger. Er saugt Aerosole aus der Luft und senkt so das Risiko der indirekten Infektion. In Sachen Luftfilter wird Staatssekretär Dammermann konkreter und verspricht den Gastronomen vor Ort, dass sich das Land NRW mit einem Förderprogramm beschäftige, es jedoch weitere Studien abwarten und Gutachten erstellen müsse bis man einzelne Geräte oder Hersteller mit einem TÜV-Zertifikat versehen könnte. Das Programm zu einer Förderung von Filtern „wird aber kommen!“ versprach Dammermann.
Vielen Gastronomen geht das nicht schnell genug, darunter Walid El Sheikh, Inhaber von Sir Walter, Elephant Bar, Oh Baby Anna und Boston Bar – allesamt in Düsseldorf. Mit 200 Mitarbeitern trägt er eine enorme Verantwortung und beanstandet das mangelnde Verständnis seitens der Politik für schnelles und pragmatisches Handeln. „Geht etwas schief, dann stehe ich dafür gerade und lasse kein Gutachten erstellen, worin steht, ob es an mir gelegen hat." Als weiteres Beispiel für fehlgeleitete Politik verweist der Gastronom auf die politischen Maßnahmen zur Einschränkung des Nachtlebens in Frankfurt und Berlin, die er als staatliche Kontrolle anprangert, denn „um die Gesellschaft zu beruhigen, wird eine Branche ausgehebelt, und man signalisiert der Öffentlichkeit, alles wäre unter Kontrolle." Dabei würden nach privaten Feiern viel höhere Infektionszahlen festgestellt als in der Gastronomie. Doch er bleibt optimistisch und gründet selbst in dieser schwierigen Phase sein erstes Restaurant am Düsseldorfer Medienhafen. Vom Ministerium für Wirtschaft und Innovation wünscht sich der Gastronom mehr Investitionen in die Digitalisierung der Gastronomie, denn gerade die vielen kleinen Unternehmen bräuchten Unterstützung in der Sache.
Die Stadt Düsseldorf gesteht ein, dass auch sie erstmal viel über die Branche der Gastronomie und ihre Bedarfe lernen musste. Dazu würden auch solche Abende beitragen. Für Theresa Winkels, Amtsleitung Wirtschaftsförderung bei Landeshauptstadt Düsseldorf ist die Situation eine ganz klare Sache: „Wir wollen Gastronomie fördern und auch aktiv Raum für innovative Gastronomie in Düsseldorf schaffen!“. Die Gastwirtschaft sei ein elementarer Bestandteil des Lebensgefühls der Stadt und man habe nun verstanden, dass die Wirtschaftsförderung zur Digitalisierung der Branche beitragen kann. Ihr sei jedoch klar, dass ohne inhabergeführten Einzelhandel und Gastronomie jede Stadt ihren Charme verliert.
Die Stadt unterstützte die Gastronomie in diesem Jahr mit zusätzlichen Außenflächen – und nun mit der Verlängerung der Erlaubnis, diese zu betreiben. Dafür stoppte Düsseldorf das eigentlich geplante Heizpilzverbot. Für die Verwaltung ein riesiger Schritt nach vorn – und genau die konkrete Unterstützung, die eine Stadt leisten kann. Gastronomin Rapp-Schwan geht dies nicht weit genug: „Bei Regen und Kälte kann ich es als Gastronomin auch draußen so schön wie möglich machen – da will trotzdem niemand seine Gans essen.“ Es müssten durchaus größere Investitionen in die Außenflächen getroffen werden, um sie längerfristig zu bewirtschaften. Allerdings: „Unser Portemonnaie ist auch endlich.“ Zudem mangele es an Klarheit für solche Investitionen. Gleiches gilt für die Raumluftreiniger: „Hier brauchen wir klare Aussagen der Politik, dass die Anschaffung sinnvoll ist und eine Kommunikation an die Bevölkerung, die das Vertrauen in die Sicherheit aufbauen muss.“ Damit sie nicht auf dieses politische Signal warten muss, hat Rapp-Schwan ihre Lokale kürzlich als eine der ersten in Deutschland vom TÜV Rheinland hinsichtlich Hygiene- und Infektionsschutz zertifizieren lassen: Vertrauen ist in dieser Zeit das größte Gut.
Trotz aller Diskussion endete der Abend mit einem Lichtblick: Staatssekretär Dammermann und CEO der METRO AG, Olaf Koch, drückten den Buzzer zur Illumination des Rheinturms mit dem OWN BUSINESS DAY Logo und zahlreichen Namen von Geschäften in Düsseldorf – vom Restaurant zum Nagelstudio. Ein starkes Signal der Anerkennung der selbstständigen Unternehmer. Und ein strahlender Auftakt für den diesjährigen OWN BUSINESS DAY. #LoveOwnBusiness