Den Laden am Laufen halten! Aber wo bekommt man das Geld her?

04. Februar 2020
GastroFinanz bietet unabhängigen Gastronomen finanzielle Unterstützung an

GastroFinanz ist METROs neueste Service-Lösung mit dem Ziel, Gastronomen einen schnellen und einfachen Zugang zu Geld zu ermöglichen. In Zusammenarbeit mit auxmonex und iwoca testet METRO Finanzierungslösungen, bei denen Kreditanfragen bis zu 100.000 € über einen Online-Service gewährt werden können.

Im Interview mit Bianca Maley und Michael Zyber

Über Förderung von Unternehmertum wird viel gesprochen. Doch gerade in der der Gastronomie gilt Finanzierung als sehr schwierig. Worauf ist das Eurer Meinung nach zurückzuführen?

Bianca: Also Gastronomen sind vor allem Kleinunternehmer und unterliegen enormen betriebswirtschaftlichen Herausforderungen. Das fängt in Sachen Finanzierung schon bei der Gründungphase an, woher bekomme ich mein Startkapital? Und im laufenden Betrieb setzt sich das dann fort. Wenn man in finanzielle Engpässe läuft, wer hilft einem dann weiter? In der Gastronomie sind das so Sachen wie: der Kombi-Dämpfer ist defekt und muss schnell ersetzt werden, um das Geschäft weiter am Laufen zu halten. Woher erhalte ich kurzfristig 5.000 bis 10.000 €, um dieses Gerät ersetzen zu können? Das erfordert auf die Gastronomie maßgeschneiderte Finanzprodukte, die bislang aber von etablierten Playern wie Banken nicht angeboten werden, weil Gastronomen nicht deren Kernzielgruppe sind. Das macht die Finanzierung gerade für Gastronomen so schwierig.

Die Finanzkrise 2008 ist zudem sicherlich ein Grund gewesen, dass sich die Regulierung von Finanzprodukten verschärft hat. Gerade mit Basel III ist die Finanzierungslage für Kleinkreditnehmer schwieriger geworden. Aber wir sehen auch – das ist ein positiver Aspekt von Regulierung –, dass es Regulierung geben kann, die auch Deregulierung erlaubt. Wie die kürzlich in Kraft getretene PSD2, die Payment Services Directive 2, die im Bankensektor einen Umbruch ermöglicht. Wir sind zuversichtlich, dass sich neue Lösungen entwickeln lassen, um selbstständige Gastronomen zukünftig besser finanziell unter die Arme greifen zu können.

Wir sind zuversichtlich, dass sich neue Lösungen entwickeln lassen, um selbstständige Gastronomen zukünftig besser finanziell unter die Arme greifen zu können.

Bianca Maley, Head of Business Building & Communications GastroFinanz

Aber es gibt doch auch staatliche Fördermöglichkeiten, wie beispielsweise einen Kredit der KfW. Warum reicht das deiner Meinung nach nicht aus, Michael?

Michael: In der Gastronomie geht es schnell zu und nicht alles ist vorhersehbar, ich muss als Gastronom trotzdem handlungsfähig bleiben: ich werde kurzfristig für ein Catering-Event angefragt und muss Waren und Personal vorfinanzieren; ein Küchengerät geht kaputt und ich brauche unmittelbar einen Ersatz, sonst kann ich den Betrieb nicht aufrechterhalten; oder der Monat war einfach nicht so gut, aber ich habe trotzdem laufende Fixkosten, die ich decken muss. In Situationen wo es um kurzfristige, flexible, unbürokratische Finanzlösungen geht, möchten wir unsere Kunden unterstützen. Da sehen wir, dass die bestehenden Angebote noch nicht so spezifisch auf die Bedürfnisse unserer Kunden abgestimmt sind.

Und die Rolle von METRO als Großhändler dabei ist?

Michael: Zum einen sind Handel und Finanzierung schon seit jeher eng miteinander verbunden. Deshalb möchten wir unsere Finanzierungslösungen in die bestehenden Verkaufsprozesse im Store oder im Onlinegeschäft integrieren um die Abläufe für den Kunden zu vereinfachen. Zum anderen verstehen wir METRO nicht nur als Großhändler, der den reinen Warenbedarf deckt, sondern wollen zunehmend als Lösungspartner für die Gastronomie agieren. Mit „Wholesale 360“ schlägt METRO eine neue strategische Ausrichtung ein und mit GastroFinanz möchten wir durch den Aufbau von Finanzdienstleistung zum neuen Service Angebot beitragen.

Zunächst starten wir mit unserem Finanzierungsangebot. Mittelfristig ist es jedoch unser Ziel, den Gastronomen bei seinem wirtschaftlichen Erfolg zu unterstützen in dem wir ihm ein Werkzeug zur einfacheren Steuerung seines Betriebes an die Hand geben. Das kann z.B. eine einfache Übersicht über seinen aktuellen Finanzstatus sein, eine Schätzung zukünftiger Steuerzahlungen oder eine Ermittlung von Sparpotentialen in Bereichen wie Energie, Versicherung oder Telekommunikation.

Und was genau unterscheidet das Angebot von GastroFinanz von anderen Finanzierungsansätzen?

Michael: GastroFinanz ist genau zugeschnitten auf die Gastronomiebranche. Wir als METRO kennen die Branche und die Kundenbedürfnisse wie kein zweiter im Markt und gelten durch unsere langjährigen Geschäftsbeziehungen als verlässlicher Business-Partner. Und nicht zu vergessen: Wir haben auch den Kundenzugang. Durch unsere etablierten Vertriebskanäle wie unsere Stores, unsere Sales Force, Onlinekanäle, Kunden-Newsletter, haben wir die Möglichkeit möglichst viele Kunden für unser Angebot zu begeistern.

Also ein Kreditangebot für Gastronomen über GastroFinanz, ist wesentlich zugänglicher als über eine Bank. Wie sieht der Prozess dahinter aus?

Michael: Das ist im Grunde ganz einfach: gastrofinanz.de-Website aufrufen, nach ein paar wenigen Klicks wird der Kunde auf eine Partnerseite weitergeleitet und erhält dort ein maßgeschneidertes Angebot von einem unserer Vertragspartner. Ab Ende März, wird der Kreditantragsprozess dann auch über gastrofinanz.de laufen. Der Kunde durchläuft einen unbürokratischen Prozess, dieser dauert ungefähr 30 Minuten. Danach gibt es unmittelbar eine Antwort, ob ein Kredit gewährt wird oder nicht. Bei positiver Rückmeldung ist das Geld innerhalb von 24 Stunden auf dem Konto. Also eigentlich sehr einfach, für jeden unserer Kunden zeitlich machbar.

Klingt einfach und da freuen sich die Gastronomen. Du hast es vorhin schon angesprochen: METRO verfügt durch das klassische Handelsgeschäft, über eine langjährige HoReCa-Kompetenz. Inwiefern kann das bei der Kreditvergabe helfen?

Michael: Wir möchten die Produkte, die es bereits heute gibt, so anpassen, dass diese besser auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzahlen. Dringlichkeit, Flexibilität, Betragshöhe, Sprache – das sind softe Faktoren, die wir über unsere Branchenkenntnis einbringen können. Darüber hinaus ist es häufig so: Wenn ein Gastronom zu einer Bank geht, oder irgendwo anders einen Kredit beantragt, ist er häufig Neukunde. Das heißt, die kennen ihn erst mal nicht. Für uns ist es in den meisten Fällen ein Bestandskunde, mit dem wir langjährige Geschäftsbeziehungen pflegen. Wir arbeiten daran, unsere Kundeninformationen zugunsten des Kunden in den Kreditvergabeprozess einfließen zulassen, um eben möglichst vielen Gastronomen den Zugang zu Liquidität zu ermöglichen, die sie woanders nicht bekommen würden.

In Situationen wo es um kurzfristige, flexible, unbürokratische Finanzlösungen geht, möchten wir unsere Kunden unterstützen. Da sehen wir, dass die bestehenden Angebote noch nicht so spezifisch auf die Bedürfnisse unserer Kunden abgestimmt sind.

Michael Zyber, Director GastroFinanz

Klingt einfach und da freuen sich die Gastronomen. Du hast es vorhin schon angesprochen: METRO verfügt durch das klassische Handelsgeschäft, über eine langjährige HoReCa-Kompetenz. Inwiefern kann das bei der Kreditvergabe helfen?

Wir möchten die Produkte, die es bereits heute gibt, so anpassen, dass diese besser auf die Bedürfnisse unserer Kunden einzahlen. Dringlichkeit, Flexibilität, Betragshöhe, Sprache – das sind softe Faktoren, die wir über unsere Branchenkenntnis einbringen können. Darüber hinaus ist es häufig so: Wenn ein Gastronom zu einer Bank geht, oder irgendwo anders einen Kredit beantragt, ist er häufig Neukunde. Das heißt, die kennen ihn erst mal nicht. Für uns ist es in den meisten Fällen ein Bestandskunde, mit dem wir langjährige Geschäftsbeziehungen pflegen. Wir arbeiten daran, unsere Kundeninformationen zugunsten des Kunden in den Kreditvergabeprozess einfließen zulassen, um eben möglichst vielen Gastronomen den Zugang zu Liquidität zu ermöglichen, die sie woanders nicht bekommen würden.

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Wir haben auch über Regulierung und dementsprechend Politik gesprochen. Wenn Ihr zum Schluss drei Wünsche an die Politik äußern könntet, was wären diese?

Wir haben in unserer Produktentwicklung hunderte Gespräche mit Gastronomen geführt und war schon auffällig,, dass die die selbstständigen Gastronomen sich von der Politikein bisschen stiefmütterlich behandelt fühlen. Das liegt auch an der sehr hohen Fragmentierung des Gastronomiesektors. Eine einheitliche Lösung für eine so hochfragmentierte Zielgruppe zu finden oder Regulierungen dafür zu schaffen, ist sicherlich schwierig. Andererseits dürfen wir nicht vergessen, dass diese kleinen und mittelgroßen Selbstständigen, unsere Kernzielgruppe, auch ein wichtiger Pfeiler des gesellschaftlichen Systems sind. Von daher wäre unser Wunsch an die Politik, vor allem mehr Awareness auf die tatsächlichen Probleme und Herausforderungen der Gastronomie zu lenken. Außerdem wäre es sicherlich wertvoll, im direkten Austausch mit Gastronomen oder ähnlichen Gruppen zu überlegen, wie eine vereinheitlichtere Interessensvertretung für diesen Sektor stattfinden kann – um auch die Vielfalt im Geschmack für die Zukunft zu bewahren.

Basel III

Mit Basel III haben die größten Wirtschaftsnationen (G20) auf die globale Finanzkrise aus den Jahren 2007 und 2008 reagiert. Die Regelungen nach Basel III sehen eine strengere Regulierung der Banken vor und wurden erstmals 2010 veröffentlicht. In der EU sind sie in Form einer neuen Eigenkapitalrichtlinie 2014 in Kraft getreten. Basel III zielt vor allem darauf einen umfassenden Schutzmechanismus aus mehreren Puffern zu schaffen, der in Krisenzeiten für eine Absicherung sorgt und staatliche Finanzhilfen für Banken überflüssig macht. Für den Verbraucher bedeuten die neuen Regelungen mehr Schutz. Der Steuerzahler soll in Krisenzeiten nicht für die Bankenrettung aufkommen müssen, genauso wenig wie öffentliche Institutionen.

PSD2

Zum 13. Januar 2018 wurde in Deutschland die neue Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 (Payment Services Directive2) in nationales Recht umgesetzt. Die PSD2 ist eine EU-Richtlinie zur Regulierung von Zahlungsdiensten und Zahlungsdienstleistern, deren Ziele es sind die Sicherheit im Zahlungsverkehr zu erhöhen, den Verbraucherschutz zu stärken, Innovationen zu fördern und den Wettbewerb im Markt zu steigern. Für den Verbraucher bedeutet PSD2 vor allem mehr Sicherheit bei der Übertragung von Zahlungsinformationen bei Online Geschäften. Für den Händler bedeutet die PSD2 mehr Auswahl bei Anbietern von Online-Bezahlmethoden. Händler können Ihren Kunden beim Einkauf im Internet eine größere Auswahl an Zahlungsmethoden bereitstellen.