Elbmarsch – das schöne Land vor Hamburg. Wie schaffen es Gastronomie und Hotellerie am Boom der Metropolregion Hamburg teilzuhaben?
22. November 2019Gastro-Politik-Talk in der Elbmarsch
Am 18. November 2019 setzte METRO die Reihe „Gastro-Politik-Talk“ im Marschachter Hof, Marschacht in der Elbmarsch bei Hamburg fort. Akteure aus Politik, Gastronomie und Wirtschaft diskutierten über die Chancen aber auch über die politischen und regulatorischen Herausforderungen, vor denen die Branche steht. Die nicht mehr zeitgemäße Verkehrsinfrastruktur, Digitalisierungsherausforderungen und -chancen, Bürokratie und steuerliche Belastungen waren die Hauptthemen des Abends, der von René Kaplick, Die Gastro Piraten, moderiert wurde.
Dirk Schipper, lokal der Elbmarsch verbunden und unternehmerisch mit den „Devil Soups“- Foodtrucks aktiv, machte gleich zu Anfang klar, dass die Elbmarschregion von Stau und Verkehrsproblemen geplagt sei. Zustimmung erhielt er von Tobias Siewert, Berater für (digitale) Infrastruktur bei der IHK Lüneburg-Wolfsburg, „die aktuelle Verkehrsinfrastruktur passe nicht zu den aktuellen Verkehrsverhältnissen“. „Alternative Transportmittel wie z.B. elektrische Wasserfähren seien aber nicht die Lösung“, so Michael Schäfer, Referent für Mobilität und Infrastruktur im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung Niedersachsen. Er und Hans- Peter Meyn, Vorsitzender des Samtgemeinderats Elbmarsch und Landwirt, waren sich einig, dass die umliegenden Autobahnen ausgebaut und saniert werden müssten, um den Verkehr dauerhaft zu entlasten. Jedoch sollte, wie mehrfach aus dem Teilnehmerkreis gefordert wurde, angesichts des Klimawandels und des wachsenden Umweltbewusstseins, auch mehr in den öffentlichen Personennahverkehr, z.B. durch eine Bahnlinie Hamburg-Geesthacht-Lüneburg, investiert werden.
Neben der lokalen Verkehrsinfrastruktur war auch die Digitalisierung ein wichtiges Thema des Abends. Die Elbmarsch ist mit ihrem selbstfinanzierten Glasfaserausbau bereits bestens gerüstet für die digitale Zukunft. Allerdings mangelt es den lokalen Gastronomen am nötigen Know-How, um ihren Betrieb zu digitalisieren. Heiko Esser, Regionalmanager Nord bei METRO Deutschland, erläuterte an dieser Stelle die digitalen Tools, die METRO ihren Kunden über die Plattform DISH (www.dish.co) anbietet. Passend dazu informierten die IHK- wie auch der Vertreter des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums zu finanziellen Förderprogrammen des Landes für kleine Unternehmen, die jedoch kaum genutzt würden. Deswegen bietet die IHK Lüneburg-Wolfsburg kleinen Unternehmen ab sofort auch Hilfestellung bei der Beantragung der Fördermittel an.
Ein weiteres Kernanliegen für die lokalen Gastronomen waren die hohen bürokratischen Auflagen in der Gastronomie. Heiner Hillermann, Gastgeber, Geschäftsführer des Marschachter Hofes und Initiator des „Elbmarscher Wirtestammtischs“, als auch die anwesenden Gastronomen waren sich einig, dass die Gastronomie von der umfassenden Bürokratie „kaputt gemacht“ würde und dass insbesondere die Arbeitszeitgestaltung gesetzlich flexibler gestaltet werden sollten.
Alle anwesenden Gastronomen plädierten für steuerliche Entlastung des Gastgewerbes. Es wurde empfohlen, die an die Bundesregierung gerichtete Online-Petition des DEHOGA Bayern für eine allgemeine Anpassung der Mehrwertsteuer auf 7% in der Gastronomie auf alle Speisen, In-Haus oder Außer-Haus, Catering etc. mit zu unterstützen und zu unterzeichnen. Die Gastronomie würde massiv von einem reduzierten Mehrwertsteuersatz von 7% profitieren. Damit stünde auch mehr Geld z.B. für die Mitarbeiterentlohnung zur Verfügung, um Jobs in der Gastronomie auch gehaltlich wieder interessanter zu machen.
Am Ende des Abends ließ sich festhalten: Es bedarf einer engeren Zusammenarbeit der Gastronomen. Viele Wünsche und Anliegen der lokalen Gastronomen wurden von den Vertretern aus Politik und Wirtschaft noch nicht gehört. Michael Schäfer aus dem niedersächsischen Wirtschaftsministerium forderte die Gastronomen der Elbmarsch dazu auf, ihre Anliegen mit konkreten Umsetzungsvorschlägen auszuarbeiten und direkt bei der Landesregierung einzureichen. Mit diesem lokalen Druck können in der politischen Prioritätensetzung künftig mehr Erfolge in der praktischen Umsetzung erreicht werden.