Gastronomie liegt mir im Blut

02. April 2019
Im Interview mit dem Gastronom und Ratsmitglied der Landeshauptstadt Düsseldorf, Giuseppe Saitta haben wir über sein politisches Engagement und seine Leidenschaft für die Gastronomie gesprochen.

Giuseppe Saitta ist einer von Düsseldorfs bekanntesten Italienern. Seit 37 Jahren ist der Inhaber von drei Restaurants als Gastronom erfolgreich. Doch der geborene Sizilianer ist nicht nur in der Gastro-Branche umtriebig. Seit mehr als 25 Jahren engagiert er sich für karitative Zwecke, bekam dafür im Jahr 2017 das Bundesverdienstkreuz überreicht. 2009 wagte er den Schritt in die Politik. Saitta gehört für die CDU dem Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf an, seine Schwerpunktthemen im Stadtrat sind Wirtschaftsförderung, Tourismus und Liegenschaften sowie Bauen und Integration.

Sie sind einer der erfolgreichsten Gastronomen in Düsseldorf. Wie hat Ihre Erfolgsgeschichte begonnen?

Meine Familie kommt aus der Nähe von Palermo. In den 1960er Jahren ging mein Vater nach Düsseldorf und arbeitete bei Mannesmann in Reisholz. Als 1968 ein Erdbeben Sizilien schwer erschütterte, hat er meine Mutter und uns Kinder nach Deutschland geholt. Eigentlich war vorgesehen, dass wir nur ein paar Monate in Deutschland bleiben, um erst einmal dem Chaos in Sizilien zu entkommen. Aber es kam bekanntlich anders und aus ein paar Monaten sind mittlerweile über 50 Jahre geworden. Der Weg in die Gastronomie hat sich dann langsam entwickelt. Mein Vater konnte nach einem Arbeitsunfall seiner Tätigkeit nicht mehr nachgehen und hat daraufhin, Mitte der 1970 Jahre, einen kleinen italienischen Lebensmittel-Laden eröffnet. Später stieg mein jüngerer Bruder mit in das Geschäft ein und das Konzept wurde erweitert und verfeinert, indem z.B. guter italienischer Wein und weitere Spezialitäten in das Sortiment aufgenommen wurden.

Und daraus entwickelte sich dann das erste Restaurant?

Ja, so ungefähr. In dieser Zeit absolvierte ich meine kaufmännische Ausbildung beim Autohaus Moll und war an den Wochenenden im väterlichen Laden. Bei uns war es üblich, immer gemeinsam zu Mittag zu essen, mein Vater kochte dann meistens Pasta. Irgendwann fiel uns auf, dass kurioserweise zur Mittagszeit immer mehr Leute zum Einkaufen kamen als sonst. In der italienischen Gastfreundschaft war und ist es üblich, dann natürlich auch zu teilen und gemeinsam zu essen - so nach dem Motto „Ciao, willst du auch etwas Pasta“? So kamen eben immer mehr Kunden mittags, denn es sprach sich herum, dass es bei uns „gute“ Nudeln und auch oft ein Glas Wein zum Mittag gab. Da entstand dann der Gedanke, in die Gastronomie einzusteigen. 1982 gingen wir nach Düsseldorf-Oberkassel an den Barbarossaplatz und haben dann dort ein italienisches Stehrestaurant mit italienischen Delikatessen aufgemacht – jetzt nunmehr seit 37 Jahren.

Würden Sie also sagen, dass die Gastronomie Ihr weiteres Leben geprägt hat?

Das kann man so sagen. Das erste Restaurant war unsere Salumeria (ital. Lebensmittelladen) mit Stehrestaurant.

Und 1990 eröffneten wir dann die Osteria Saitta in Düsseldorf-Niederkassel, die es bis heute noch gibt, und so gingen wir in die klassische Gastronomie. Es kamen dann weitere Restaurants innerhalb der Familie hinzu, die bspw. mein Bruder eröffnete. Der Handel war bei uns in der Familie auch immer ein Standbein gewesen.

Was hat Sie selbst motiviert, in die Gastronomie miteinzusteigen? Das Umfeld ist ja nicht gerade für seine Einfachheit bekannt.

Ich würde sagen, dass mir das im Blut liegt. Natürlich lag das auch an meiner Familie. Sie müssen sich das so bei uns zu Hause vorstellen: Man wurde Sonntagmorgens wach und im ganzen Haus roch es nach frisch gekochtem Sugo (ital. Tomatensoße) für die Pasta, die für das Mittagessen von der „Mamma“ vorbereitet wurde. Dazu kam die Leidenschaft für gutes Essen und Trinken, die bei mir schon immer bestand, das Kochen mit frischen Lebensmitteln und die Freude mit Menschen zu arbeiten. Da war der Weg dann für mich klar.

Eifern Ihre Kinder Ihnen im gastronomischen Beruf nach?

Meine Tochter Rosa hat eine Konditor-Lehre absolviert und hängt noch eine kaufmännische Ausbildung dran und wird dann bei uns ins Familienunternehmen einsteigen.

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Sie sind politisch und ehrenamtlich sehr aktiv. Welche politischen Ämter bekleiden Sie und in welchen anderen Organisationen sind Sie tätig?

Ich bin u.a. Ratsherr für Heerdt-Handweiser und Vorsitzender der DEHOGA Düsseldorf/Neuss. Außerdem Mitglied in diversen Aufsichtsräten wie bspw. Düsseldorf Tourismus, Düsseldorf Marketing, Düsseldorf Kongress uvm.

Haben Sie durch ihre berufliche Laufbahn als Unternehmer eine andere Herangehensweise an die Politik?

Wir Unternehmer haben einen anderen Blickwinkel auf Sachverhalte, da wir viel zielorientierter und praktischer veranlagt sind. Wir kommen somit einfach direkt auf den Punkt und holen diese abstrakte Welt der Politik ins „reale“ Leben.

Sehen Sie sich in dem Kontext entsprechend als Mittler zwischen der Politik und der Gastronomie?

Ja, denn ich finde, dass wir Unternehmer, aufgrund unserer praktischen Herangehensweise, Brücken zwischen der oftmals abstrakten Welt der Politik und der praktischen Welt der Gastronomie schlagen können und das in vielen Hinsichten.

Glauben Sie, dass wenn mehr Politiker selbstständige Unternehmer wären, sich Dinge ändern würden oder anders wären?

Ich glaube schon, dass sich bei den Themen der Regulierung oder Gesetzgebungen was ändern würde. Natürlich braucht es Ordnung und Verwaltung, aber wenn man aus der Praxis kommt, erachtet man oftmals einige Regelungen einfach als überflüssig oder erkennt, dass manches einfach unkomplizierter geregelt werden könnte. Was sind momentan die größten Probleme der Gastronomie, und wo sehen Sie Lösungsansätze?

Die größte Herausforderung, die ich momentan in der Gastronomie sehe, ist das Übermaß an Bürokratie und die damit einhergehende Dokumentationspflicht. Je nach Größe des Betriebes muss man weitere Mitarbeiter einstellen, die sich nur darum kümmern. So etwas kann dann auch mal zu Kostenexplosionen führen, die wir natürlich nicht auf den Kunden abwälzen können und wollen. Es wird für die Branche immer schwieriger. Ich finde, wir sollten in der Politik darüber reden, wie wir entbürokratisieren und somit den Gastronominnen und Gastronomen das Leben vereinfachen können. Ich finde, dass das Verständnis in der Politik für unsere Branche nicht immer gewährleistet ist.

Wie meinen Sie das? Haben Sie ein Beispiel?

Die Frage ist, ob mein Gegenüber, der sich um mein Anliegen kümmern soll, überhaupt mein Anliegen richtig versteht? Weiß er zum Beispiel um die

Probleme von unflexiblen Arbeitszeiten oder Leiharbeit? Ich finde, dass da mehr sensibilisiert werden sollte, damit die jeweilige Branche mit ihren Sorgen und Nöten verstanden werden kann.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, drei Wünsche zu äußern, was sich für die Gastronomie politisch verbessern sollte, welche wären das?

Erstens: Ganz klar die Reduzierung der übermäßigen Bürokratie. Zweitens: Mehr Vertrauen für und in Gastronominnen und Gastronomen. Und drittens: die Anpassung des Mehrwertsteuersatzes! Wir kaufen mit 7 Prozent ein und müssen mit 19 Prozent verkaufen. Hier würde ich mir mehr Fairness wünschen.

Sie sind Träger des Bundesverdienstkreuzes für herausragende soziale Leistungen. Aus welchem Impuls heraus entstand Ihr Engagement?

Mir war soziales Engagement immer sehr wichtig, im Speziellen für Kinder. Beim ersten Sommerfest 1992 haben wir 7.000 DM damals eingesammelt. Die Resonanz hat mich dermaßen beeindruckt, dass ich dann angefangen habe, jährlich ein Sommerfest zu veranstalten, dessen Erlös jedes Jahr dann auch dem Kinderhospiz Regenbogenland — Lichtblicke und dem ambulanten Kinderhospiz gespendet wird. Weiterhin unterstütze ich den DSC 99 Düsseldorf, der unheimlich viel für Jugendarbeit und Kindersport macht. Auch soziale Projekte in meinem Stadtteil unterstütze ich immer gerne und wo ich kann.

Und, es kommen heute noch Kunden von damals zu mir, die in ihrer Studienzeit nicht immer Geld hatten, um groß zu essen und da gab es bei mir ein Teller Spaghetti und ein Glas Wein, das war immer schon so. Heute sind viele meiner damaligen Kunden sehr gute Freunde von mir geworden und besuchen uns hier regelmäßig.

Was hätten Sie gemacht, wenn sie nicht Gastronom geworden wären? Wäre das überhaupt eine Option für Sie gewesen, kein Gastronom zu werden?

Also ganz am Anfang hatte ich wirklich die Idee, Kunst zu studieren. Das war eigentlich so der Gedanke nach der Schule – etwas Kreatives zu machen. Ich habe mich aber für eine kaufmännische Ausbildung entschieden, die meinen Weg dann in die Gastronomie mit geebnet hat. Und: Ich habe es nicht bereut!