Sie kennen sowohl die Praxis in einem Unternehmen – durch Ihre eigene Tätigkeit als Anwalt und durch Unternehmen im Wahlkreis – wie auch den Politikbetrieb. Sehen Sie sich als Mittler zwischen den Welten?
Ja, in zweierlei Hinsicht: Als Abgeordneter ist man Transporter von Problemen und Stimmungen vom Wahlkreis nach Berlin. Man ist hier unterwegs, fühlt den Puls, koppelt sich zurück mit den Menschen und trägt das, was man hier einsaugt, nach Berlin. Und umgekehrt ist es genauso. Es ist auch die Aufgabe, Politik, die wir in Berlin machen, vor Ort zu erklären. Leider gelingt das nicht immer.
Welche Erfahrungen bringen Sie aus Ihrem Beruf als Anwalt und Unternehmer in die Politik ein?
Als Selbständiger weiß man, dass es keine 35-Stunden Arbeitswoche gibt. Das ist das Erste, was man opfern muss. Das kenne ich von Kindesbeinen an. Der Kunde ist König. Dem Geschäft wird alles untergeordnet. Dass man nicht mit einem 8-Stunden Tag rechnen darf, gilt auch für die Politik. Zudem ist das Bundestagsmandat auch ein freies Mandat. Man hat keine Weisungen – insofern ist das Mandat mit einer hohen Selbstständigkeit verbunden. Wenn man das schon kennt, ist das hilfreich. Für mich als Anwalt ist es von Vorteil, schon vorher mit Gesetzen gearbeitet und während des Studiums, Staatsaufbau, Staatsrecht und auch Gesetzgebungen gelernt zu haben. Ich kann Impulse aus der Praxis mit nach Berlin bringen und mir bei den Entscheidungen in Berlin immer praktisch vorstellen, was dieses Gesetz für Auswirkungen hat.
Wenn Sie einen Vergleich ziehen zwischen dem, was Sie in der Politik und was Sie und Ihre Klienten in der Wirtschaft tun: Sind es die gleichen Eigenschaften, die Politiker und Unternehmer erfolgreich machen?
Das kann man ziemlich eindeutig mit „nein“ beantworten. Man sieht es auch daran, dass viele Unternehmer, die in die Politik gehen, über kurz oder lang scheitern. Es gibt immer wieder Ausnahmen, aber den wirklichen Unternehmer finden wir in der Politik eher selten. Das hat auch damit zu tun hat, dass ich als erfolgreicher Unternehmer oft keine Zeit habe, mich zusätzlich der Politik zu widmen. Nicht einfach sagen kann: „Ich gehe für ein paar Jahre in die Politik und übergebe mein Unternehmen einem Fremdgeschäftsführer.“ Das ist ja auch ein Risiko. Man ist als Unternehmer gewohnt, allein zu entscheiden und diese Entscheidung auch sofort umzusetzen. In der Politik muss man erst mal lernen Kompromisse zu bauen, und dass demokratische Prozesse manchmal sehr langsam sind.