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Autor: METRO Team

Das Gute essen ... mit David McAllister

11. Juli 2017
Mitglied des Europäischen Parlaments

Der Politiker mit deutschen und britischen Wurzeln im Gespräch über Europa im Jahr 2017, die Bundestagswahl und das „Gute essen“.

David McAllister

Herr McAllister, Sie sind Sohn eines Briten und einer Deutschen und in Berlin und Niedersachsen aufgewachsen. Als EU-Abgeordneter und Vizepräsident der EVP sind Sie häufig in Brüssel und Straßburg unterwegs – welche kulinarische Richtung bevorzugen Sie?

In Brüssel und Straßburg genieße ich die internationale Vielfalt, die sich auch im Kulinarischen widerspiegelt. Internationale Küche begeistert mich. Gleichwohl habe ich eine Vorliebe für deftiges Essen aus meiner norddeutschen Heimat, besonders Grünkohl mit Pinkel oder Hadler Hochzeitssuppe.

Zuhause bei Ihrer Familie: Was kommt auf den Tisch? Kochen Sie auch selbst gerne?

Zum Kochen fehlt mir in Brüssel und Straßburg leider oft die Zeit. Daher greife ich offen gestanden im Notfall auch schon mal zur Dose Ravioli. Aber zuhause sieht das natürlich anders aus. Meine Frau ist eine ausgezeichnete Köchin, meine Rolle beschränkt sich meist auf untergeordnete Hilfsarbeiten.

"Der Brexit ist ein historischer Fehler"

Was bedeutet der Brexit für Sie persönlich und wie haben Sie auf die Nachricht im ersten Moment reagiert?

Der Brexit ist ein historischer Fehler. Bis zuletzt hatte ich, wie Millionen Menschen auf beiden Seiten des Kanals auch, auf einen anderen Ausgang des Referendums gehofft. Durch meine Familiengeschichte fühle ich mich persönlich der Europäischen Union sehr verbunden. Auch deshalb bin ich vom Ausgang des Referendums sehr enttäuscht.

Brexit, TTIP-Scheitern, Trump-Tiraden – die Skepsis gegenüber dem Freihandel wächst auf beiden Seiten des Atlantiks. Was sollten wir dem aus Ihrer Sicht entgegensetzen?

Meine feste Überzeugung ist es, dass wir die Globalisierung selbst gestalten sollten, anstatt sie einfach geschehen zu lassen. Es gilt, Maßstäbe für einen fairen, regelbasierten Freihandel zu setzen. Deshalb habe ich beispielsweise auch Mitte Februar im Europäischen Parlament für das Freihandelsabkommen mit Kanada, CETA, gestimmt. Es ist ein klares Bekenntnis zu Offenheit und globalem Austausch. Das Abkommen erleichtert den Marktzugang und schafft fast alle bestehenden Zollschranken ab. Dabei achten wir im Parlament sehr auf die Bedenken der Bürger. Bewährte Arbeits-, Umwelt- und Sozialstandards, die öffentliche Daseinsvorsorge und der kulturelle Bereich bleiben umfassend geschützt. Wachstum und Wohlstand lassen sich langfristig nur gemeinsam in Zusammenarbeit mit anderen Staaten sichern. Dies müssen wir den Bürgern noch besser deutlich machen.

David McAllister

In den Mitgliedsstaaten der EU, in denen dieses Jahr gewählt wird, ist ein zunehmendes Erstarken nationalistischer Parteien zu beobachten. Was können wir dem anti-europäischen Populismus entgegensetzen und wie entfachen wir wieder mehr Leidenschaft für Europa?

Durch die Unsicherheit, die der Brexit ausgelöst hat, ist selbst vielen EU-Skeptikern klar geworden, dass für komplexe Fragen keine einfachen Antworten genügen. Die jüngsten Wahlen in Österreich, den Niederlanden und zuletzt in Frankreich haben gezeigt, dass viele Bürger die Vorteile der EU eben doch zu schätzen wissen und diese bewahren wollen. Die europäische Integration ist mehr als nur ein gemeinsamer Binnenmarkt. Ihr verdanken wir über 60 Jahre Frieden, Wirtschaftswachstum und Freiheit. Viele Errungenschaften wie die Reisefreiheit nehmen wir heute für selbstverständlich. Es ist wichtig, den Menschen wieder stärker zu vermitteln, dass diese Freiheiten ein wertvolles Gut sind, das es zu schützen gilt. In diesen Wochen setzen sich vor allem junge Leute dafür ein, den europäischen Gedanken wieder sicht- und hörbar zu machen. Das sind gute Signale!

Im September ist Bundestagswahl. Was würden Sie einem Erstwähler mit auf den Weg geben, warum es wichtig ist, zur Wahl zu gehen?

Die Möglichkeit, wählen zu gehen, ist das Herzstück der Demokratie. Die Bürger haben bei uns in Deutschland die Möglichkeit, Politik selbst zu gestalten. Viele Menschen auf der Welt beneiden uns darum.