Zu schwul zum Blutspenden?
17. April 2020METRO ergreift Initiative gegen Diskriminierung
METRO initiiert gemeinsam mit der PROUT AT WORK-Foundation und mit großer, branchenübergreifender Beteiligung aus der Wirtschaft ein Positionspapier zur Änderung der Richtlinie Hämotherapie. Ziel ist es, die Zulassung von homo- und bisexuellen Männern sowie Transpersonen zur Blutspende diskriminierungsfreier zu gestalten. Der Kontakt zur Politik und den entscheidenden Akteuren wurde am Freitag, 17.04 aufgenommen.
Nicht nur in Corona-Zeiten sind Blutspenden knapp und gerade bei rückläufigen Spender_innenzahlen zu Krisenzeiten hoch begehrt. Doch wer in Deutschland heutzutage Blut spenden will, hat es nicht immer leicht. Das gilt besonders für homo- und bisexuelle Männer und Transpersonen dieser Gesellschaft, da diese Menschen noch strengere Auflagen erfüllen müssen als ohnehin schon. Klar ist, jede_r, die_der auf eine Blutspende angewiesen ist, sollte sich sicher sein können, dass das benutzte Blut frei von Krankheiten ist und somit keinen Schaden anrichtet, sondern wirklich nur das bewirkt, wofür es so dringend gebraucht wird: Leben retten.
Doch mit lediglich 2 bis 3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland spenden leider nur viel zu wenige Menschen Blut. Entsprechend unterstützen eine Vielzahl von Unternehmen und Vereinen das Gesundheitswesen und dessen Bedarf an Blutspenden, in dem sie Partner_innen wie dem Deutschen Roten Kreuz Räume zur Verfügung stellen und Mitarbeiter_innen sowie Mitglieder_innen regelmäßig zum Blutspenden aufrufen. Dabei muss jede_r Blutspender_in in Deutschland bei einem neuen Sexualpartner bis zur nächsten Blutspende vier Monate warten. Bestimmte Personengruppen wie beispielsweise homo- und bisexuelle Männer sowie Transpersonen hingegen sind laut der Hämotherapie-Richtlinie in Deutschland pauschal für 12 Monate von Blutspenden zurückzustellen. Ein Problem, das hieraus resultiert: Unverständnis, da viele Menschen, die homo- oder bisexuell oder Transpersonen sind, nicht nachvollziehen können, weshalb für sie eine strengere Regelung gilt. Selbstverständlich hat die Richtlinie Hämotherapie das Ziel, sichere Spenden zu gewährleisten. Doch zugleich besteht der Eindruck, dass medizinische Möglichkeiten unzureichend reflektiert werden: Infektionen wie HIV oder auch Hepatitis beispielsweise sind nach vier Monaten im Blut auffindbar. Wieso sollte das bei Homo- oder Bisexuellen und Transpersonen anders sein?
Aus diesem Grund hat sich METRO dafür entschieden, vorübergehend Blutspendeaktionen auf dem Campus in Düsseldorf auszusetzen und verbindet dies mit einem Appell an die Politik. Der Großhändler und Lebensmittelspezialist setzt sich hierbei mit vielen weiteren Akteuren aus der Wirtschaft und Initiativen wie der PROUT AT WORK-Foundation dafür ein, dass die Richtlinie Hämotherapie angepasst und die Zulassung von homo- und bisexuellen Männern sowie Transpersonen zur Blutspende diskriminierungsfreier gestaltet wird. Das Ziel: ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld, in dem sich jede_r sicher, akzeptiert und wertgeschätzt fühlt wie sie_er ist – daher die grundlegende Forderung einer Änderung der Richtlinie Hämotherapie im Sinne Aller. Hierbei wird auf Beispiele aus anderen Ländern wie Kanada oder Großbritannien verwiesen, wo die Rückstellung auf sogar nur drei Monate für alle – ohne Ausnahmen – bislang keinerlei negative Effekte auf die Qualität der Blutspenden erzeugt hat.
Für Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektorin der METRO AG Andrea Euenheim, selber einmal dankbare Empfängerin einer Blutspende, steht fest: „Wir als METRO leben Diversität und die bunte Vielfalt, denn sie ist Teil unserer ureigenen DNA. Wir als Arbeitgeber haben das Ziel, allen Mitarbeiter_innen den Rahmen zu bieten, sich als Persönlichkeiten zu entfalten und somit ihr volles Potential ausschöpfen zu können. Der derzeitige Rechtsrahmen in Sachen Blutspenden widerspricht nach unserer Einschätzung diesen Werten.“
Sven Liebert: „Es ist gelungen, branchenübergreifend Unterstützer_innen für unser Vorhaben zu finden. Von der Deutschen Bahn, über Continental bis hin zur thyssenkrupp – es unterstützen Organisationen mit hunderttausenden Mitarbeiter_innen, das ist schon ein riesen Erfolg!“
Nikita Baranov ergänzt: „Ich bin davon überzeugt, dass sich weitere Großunternehmen dieser Initiative anschließen werden. Wir können hier gemeinsam einen großen Schritt in Richtung Gleichberechtigung gehen!“.
METRO möchte weitere Partner_innen finden, um noch mehr Menschen zu erreichen und sich weiter mit allen wichtigen politischen Akteuren zu diesem Thema verbinden. Dies Alles, um eine möglichst schnelle Anpassung der Richtlinie Hämotherapie durchzusetzen. Das Positionspapier ist hier downloadbar. Für eine mögliche Unterstützung des Vorhabens steht Corporate Public Policy jederzeit zur Verfügung.